Da ich von der Pferde-Fotografie komme hat mich das Thema Makro bisher nicht interessiert.
Dazu kommt auch, dass die sozialen Medien in regelmässigen Abständen mit Makro-Bildern „geflutet“ werden. Pilze im Herbst, aktuell Schneeglöckchen und Krokusse, demnächst dann Schmetterlinge und sonstige Insekten. Gefühlt „jeder“ fotografiert die gleichen Motive.
Aktuell möchte ich aber einige sehr kleine Gegenstände für den Verkauf fotografieren und habe ich mich dann doch damit auseinander gesetzt.
Da ich ja nach wie vor eine „alte“ Spiegelreflex-Kamera (Canon 5D Mark IV) mein eigen nenne, war für mich klar, dass für mich definitiv nur ein gebrauchtes Objektiv in Frage kommen würde.
Ein für mein Vorhaben interessantes Objektiv wäre das EF 100mm 2.8er Makro IS USM Objektiv von Canon. Dieses kann man bei Kleinanzeigen aktuell in der Preisklasse zwischen 500 und 650 Euro gebraucht kaufen. Das ist immer noch ganz schön viel Geld, wenn ich nur mal was ausprobieren möchte und noch garnicht weiss, ob mich das über den rein rationalen Einsatz hinaus interessiert.
Aus diesen Überlegungen heraus bin ich auf Zwischenringe gestoßen. Diese werden zwischen Gehäuse und Objektiv eingesetzt, verlängern die Distanz zwischen Linse und Sensor und verringern dadurch die Nah-Einstell-Grenze dramatisch.
Die Nah-Einstell-Grenze liegt bei meinen beiden Objektiven bei 38cm (Canon EF 24-70mm II USM) und 45cm (EF 50mm 1.4 USM). Das ist der Mindest-Abstand vom Objektiv zum Foto-Motiv, sonst kann die Kamera nicht fokussieren.
Mit einem Zwischenring kann man diesen Mindestabstand drastisch reduzieren.
Ich habe mich für einen (gebrauchten) Canon EF 25mm II Zwischenring entschieden. Ich wollte ein Original von Canon, weil ich sicher sein wollte, dass die Kontakte 100% überein stimmen, damit der Autofokus funktioniert. Bei anderen Herstellern kann es passieren, dass man zwingend manuell fokussieren muss. Der 25er Zwischenring ermöglicht eine noch niedrigere Nah-Einstell-Grenze als ein 12er Zwischenring.
Zwischenringe haben kein „Innenleben“, sie sind hohl. Daher können auch keine Linsen kaputt gehen, lediglich der Anschluss und die Kontakte müssen funktionieren. Aus diesem Grund ist das Risiko beim Gebraucht-Kauf deutlich geringer als beim Kauf eines gebrauchten Objektivs.
Die ersten Versuche waren gleich sehr lehrreich.
Es macht keinen Sinn, mit einer offenen Blende zu fotografieren. Der Schärfentiefe-Bereich verringert sich durch den Einsatz des Zwischenrings massiv, so dass ein Blende von mindestens 8 oder 11 auf jeden Fall zu empfehlen ist. Dazu kommt, dass der Autofokus nur in einem sehr präzisen Abstand funktioniert. Es ist also notwendig die Kamera vorsichtig vor und zurück zu bewegen, um exakt fokussieren zu können.
Der Einsatz eines Stativs ist sinnvoll, oft wird auch ein Schlitten empfohlen, um die Kamera in mm-Abständen vor dem Foto-Motiv vor und zurück bewegen zu können.
Das Beitragsbild habe ich aus der Hand fotografiert und den Autofokus genutzt. Ich kann mir aber vorstellen, dass hinsichtlich der Schärfe da noch ein bisschen mehr geht. Für die nächsten Versuche werde ich manuell fokussieren. Meine Einstellungen waren 1/250 Sekunde, Blende 8 und automatischer ISO. Diesen hat die Kamera auf 12.800 eingestellt. Über das Bild ist keine Rauschreduzierung gelaufen, ich finde das Rauschen ist zwar sichtbar aber noch sehr akzeptabel.
Falls von Interesse: das Motiv sind die Reste einer Rhododendron-Blüte aus dem letzten Jahr.
Durch den Zwischenring habe ich eine für mich neue, sehr spannende Art ganz andere Motive zu fotografieren, entdeckt!