Vorweg: wir leben garnicht so RICHTIG auf dem Land. Wir haben seit 1998 an drei Orten im erweiterten Speckgürtel Hamburgs gelebt. Wir haben/hatten immer nur wenige Kilometer bis zur Autobahn und maximal ca. 55km bis in die Hamburger Innenstadt. Mit dem Auto sind wir in unter einer Stunden in Hamburg, so dass wir uns auch mal für abends dort verabreden und alle Annehmlichkeiten der Großstadt mitnehmen können.
Die Betonung liegt auf „mit dem Auto“.
Mobilität
Die Infrastruktur und der öffentliche Nahverkehr sind hier, wo wir seit 2020 leben, eher mau, obwohl wir in einer beliebten Urlaubsregion leben.
Die Bus-Zeiten richten sich nach den Schülern. Während der Schulferien fahren die Busse garnicht.
An unserem letzten Wohnort sah es nicht besser aus.



Wichtige Ausnahme hier in der Lüneburger Heide: während der Saison, also vom 3.7. bis zum 3.10. fährt der „Heide-Shuttle“ im Zwei-Stundentakt. Das ist eine wirklich feine Sache, es handelt sich um 6 Rundlinien, mit denen man praktisch überall hinkommt.
Ich habe mal spasseshalber nachgeforscht, wie ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hamburg kommen könnte, wenn ich morgens um 8:00 dort einen Termin hätte: ich müsste am Tag zuvor nachmittags los fahren!
Besser sieht es aus, wenn man mit dem eigenen PKW zumindest mal die ersten 15-20km fährt. Dann hat man Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, an den Metronom, an die S-Bahn oder sogar an den ICE. Aber ganz ohne eigenes Auto wird es schwierig.
Einkaufen
Hier im Ort gibt es einen kleinen, liebevoll geführten Laden, in dem man neben Heide-typischen Andenken auch frische Brötchen und die wichtigsten Dinge für den täglichen Bedarf erhalten kann.
Für alle anderen Sachen, wie Bäcker, Frisör, Bank, kleiner Supermarkt, muss man mindestens 6km fahren. Eine größere Auswahl mit Ärzten, Apotheken, weiteren Geschäften, Drogerie-Markt, Kaufhaus, Discounter finden wir in 11km Entfernung.
Wie die abgebildeten Busfahrpläne erahnen lassen, ist das Einkaufen per Bus eher nicht möglich. Nur das Fahrrad ist eine Alternative zum Auto.
Wenn man dann zuhause feststellt, dass man was vergessen hat – tja, dumm gelaufen.
Fazit
Wir leben hier sehr gerne in einer traumhaften Landschaft, in Ruhe und einem gewissen Maß an Abgeschiedenheit. Ausserdem ist die Anbindung nach Hamburg mit dem Auto wirklich gut. Auch Hannover ist für uns über die A7 gut erreichbar.
Falls man aber kein Auto hat, ist man hier wirklich aufgeschmissen. Man kommt praktisch nirgendwo hin. Es gibt einige ältere Leute, die mit einem 45km/h-Fahrzeug unterwegs sind, um ihre täglichen Erledigungen zu tätigen. Ab und zu sieht man einen alten Landwirt, der in Ermangelung eines Autos mit seinem genauso alten Trecker in den nächsten Ort tuckert. Auch ein Taxi-Unternehmen gibt es.
Wenn ich Diskussionen verfolge, dass es in Deutschland doch problemlos möglich sei, ohne Auto auszukommen, dann kann ich nur herzhaft lachen. Und dabei leben wir hier noch im Speckgürtel einer Millionen-Metropole und nicht wirklich auf dem platten Land!
Dazu passt ein Witz aus der Corona-Zeit: „Die Maskenpflicht verunsichert uns hier auf dem Dorf doch sehr. Wir haben zwar Masken, wissen aber nicht, wo wir dieses „ÖPNV“ her bekommen sollen“.
Nachtrag
Es gibt aktuell Pläne, zum Jahreswechsel 2025/2026 eine Buslinie im Stunden-Rhymus von Winsen/Luhe (Bahnhof) über Salzhausen – Egestorf – Undeloh – Handeloh nach Tostedt (Bahnhof) und zurück einzuführen.
Das wäre ein gigantischer Fortschritt und würde den Anschluss der ländlichen Region hier im Süden des Landkreises extrem verbessern!